Waldemar Grom, ein gebürtiger Wollbacher erinnert sich
Vorbemerkung: Der Verfasser dieser Erinnerungen ist am 08.07.2015 verstorben. Ich freue mich, ihn vorher noch bei einem Besuch in seinem Haus am Faaker See persönlich kennengelernt zu haben.
Von der Rhön nach Kärnten
1940 wurde ich in Woubich (Wollbach bei Burkardroth) geboren.
Wollbach war damals noch eine eigene Gemeinde und hatte einen Bürgermeister, den “Schwoowe Franz” und auch eine Kanzlei, da war die “Göllers Thekla”.
Die Namen waren nicht die Schreibnamen, aber man hat die Leute nur mit den Dorf- oder Hausnamen gekannt.
Wir haben unser Haus “hine de Hööhl gehoot” (hinten an der Hölle, heute Schulstraße).
Seit 1955 bin ich von Wollbach weg und habe mein eigenes Leben aufgebaut.
Nach Kärnten bin ich zum ersten Mal 1958 gekommen und lebe seit 1965 ständig da. Ich bin viel herum gekommen, aber so einen starken Dialekt, außer im Alemannischen, habe nirgends angetroffen.
“Vo di Wauberger un Langelätter hömme ümmer gesoat, doas sänn Tiroler Wilderer di vonn dehämm verdriewe wudde sänn. Doas Wuad nachte hömm doa bei uuns di Drau – un Mölltaler un a di Osttiroler. Fränkische Wüädder geihts bei uuns viel wäll Villach 800 Joahr bei Bamberg woar.”
Waldemar Grom
(Von den Leuten in Waldberg und Langenleiten haben wir immer gesagt, das sind Tiroler Wilderer, die von daheim vertrieben worden sind. Das Wort “nachte” (gestern) haben bei uns die Drau- und Mölltaler und auch die Osttiroler. Fränkische Wörter gibt es bei uns viele, weil Villach 800 Jahre zu Bamberg gehörte).
Warum ich mich an diese Geschichten erinnere?
Erstens weil uns unsere Eltern alles erzählt haben. Wir wurden wie Erwachsene behandelt und haben auch alle Sorgen und Nöte mit unseren Eltern geteilt.
An den langen Winterabenden, in den Spinnstuben oder beim Schafkopfspielen gab es Geschichten ohne Ende, von Hexen, Tischklopfen, Wilderen und aus der Jugendzeit meines Vaters und den anderen Männern und Frauen.
Dann war ich aber auch besonders neugierig und habe die Leute im Dorf und auch in den Nachbardörfern immer ausgefragt:
“Der Facini Josef, der “Pfiffs Joseff” hatte einen Buckel. Oft habe ich über den Buckel nachgedacht und warum er ihn hat. Einmal habe ich Ihn gefragt: “Joseff, bu tuost du denn dein Bucku bei dr Noacht hi?” Er hat mir geantwortet: “Wäste bos, dooe setz iich bei dr Noacht mei Fraa drauf.”
(“Josef, wohin tust du denn in der Nacht deinen Buckel?” “Weißt du was, da setze ich in der Nacht meine Frau darauf.”)
Ich bin ein großer Anhänger der EU und hoffe, dass unsere Kinder auch weiterhin in Frieden leben können. In meinem Leben habe ich Menschen kennengelernt, die im Krieg viel Schreckliches erlebt haben, dagegen waren unsere Erlebnisse in der Rhön ein Nichts.