Rhöner Mundart: Kind und Kirche ist nicht gleich Kinderkirche
Was nicht in den Akten (=aufgeschrieben) ist, ist nicht in der Welt.
Teil 3: Es geht zum Beichten
Heute ist Kinderbeichte. Mit Söckchen geht man nicht zum Beichten.
Schreibe deine Sünden auf!
Wie viele Sünden hast du denn?
Hast du noch eine Sünde für mich?
Ätsch, ich habe deinen Beichtzettel gefunden!
Wenn du ihn mir nicht gleich gibst, sage ich es der Frau Bettina!
Lässliche Sünde – Todsünde – Reue und Leid erwecken…
Die Großen müssen nicht so oft zum Beichten wie wir Kinder. Weil sie ja auch nichts verkehrt machen. Etliche Männer gingen nur vor Ostern, und dann in Kissingen oder auf dem Kreuzberg. Man will ja auch nicht schlecht dastehen bei seinem Pfarrer.
Das war ein Kirchengebot: Du sollst wenigstens einmal im Jahr das alles erledigen, und zwar in der österlichen Zeit! Dafür bekam man einen Beleg, den Osterbeichtzettel.
Wenn man sich aber die Beichtübersicht der großen Leute anschaut, mein lieber Scholli, die können Sünden machen! Da ist ja unser: „Ich habe gelogen, ich habe gestohlen, ich habe die Katze am Schwanz gezogen“ (scherzh.) noch gar nichts dagegen.
Öfter wurden heilige Namen leichtsinnig ausgesprochen, das konnte man dann aber wieder beichten, mit der genauen Anzahl.
Beim Beichten musste man ganz leise sprechen, damit die anderen, die vor der Türe warteten, nichts hören.
Der Pfarrer im Beichtstuhl sieht alles. Wenn einer der Kerle den anderen knufft oder ihm einen Stoß versetzt, springt er aus seinem Häuschen und haut ihm eine runter. (gibt ihm einen Backenstreich) Da wurde kein langer Prozess gemacht.
Und bitte um Buße und Lossprechung.
Anmerkung: Nirgendwo stand – zum Glück! – aus damaliger Sicht – etwas von Wiedergutmachen oder sich Entschuldigen bei der/dem Geschädigten, Getäuschten oder Belogenen.
Damit wäre das Beichten wesentlich komplizierter gewesen und hätte ungeahnte Auswirkungen gehabt!
Welche Buße hast du denn? Drei Vater unser und drei Ave Maria (Gebete). Das habe ich gleich, dann können wir wieder spielen.
Aber nichts naschen, nichts anstellen und keinen verschlagen, dass das Beichten nicht umsonst war und dass man am Sonntag auch zur Kommunion konnte.
Fortsetzung folgt!
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