„Flying Fortress“ B-17-Kampfbomber „Snuffy“: Augenzeugenbericht zum Absturz in den Schwarzen Bergen am 17.8.1943

Am Nachmittag des 17. August 1943 stürzte in der Nähe von Stangenroth ein amerikanischer Kampfbomber vom Typ Boeing B-17F-90-BO „Flying Fortress“ in einem Waldstück ab, nachdem er von der Flugabwehr getroffen und von einem deutschen Abfangjäger abgeschossen worden war.

Wie aus verschiedenen Dokumenten der US Airforce (siehe Quellen) hervorgeht, war amerikanische Kampfbomber an der „Mission Schweinfurt-Regensburg“ beteiligt gewesen. Acht Männer der zehnköpfigen Besatzung konnten sich mit dem Fallschirm retten und kamen in Kriegsgefangenschaft; zwei Männer überlebten den Absturz nicht.

Am 1. September 2014 hatte die Saale-Zeitung diesen Beitrag über den Vorfall veröffentlicht.

Fast genau 10 Jahre später hatte ich die Gelegenheit, mich mit einem 92jährigen Augenzeugen aus Stangenroth zu unterhalten, der sich an den Abschuss und die Explosion des B-17-Bombers mit Spitznamen „Snuffy“ noch detailliert erinnert.

[Public domain], via Wikimedia Commons // B-17 Formation über Schweinfurt am 17. August 1943

Augenzeugenbericht Erich Metz, Stangenroth

Herr Metz, Dorfname „Kalkbauer“ ist 1932 geboren. Er hatte einen Kalkbrenner-Betrieb, war sein ganzes Leben lang u. a. als Bürgermeister sehr engagiert und hat in vielen Bereichen maßgeblich zur Weiterentwicklung des Dorfes Stangenroth beigetragen.

 Herr Metz war Augenzeuge des Absturzes der B-17 „Flying Fortress“ mit dem Spitznamen „Snuffy“ am 17. August 1943 in den „Schwarzen Bergen“, westlich von Stangenroth.

Gedächtnisprotokoll seiner Schilderungen während meines Gespräches mit ihm am 10.9.24

„Wir waren an diesem Tag gegen Nachmittag mit dem Fuhrwerk unterwegs von der als „Platte“ bezeichneten Flur auf dem Weg zurück in Richtung Stangenroth. Auf einmal kam ein großes Flugzeug in sehr niedriger Höhe aus östlicher Richtung, also ungefähr von Premich her angeflogen; wir waren sehr aufgeregt.

Dann sahen wir, dass das Flugzeug von einem kleineren Flugzeug verfolgt und immer wieder beschossen wurde. Das kleinere Flugzeug flog dabei immer wieder neben dem Bomber her, feuerte kurze Salven ab und änderte dann immer wieder seine Position.

Die B-17 flog dann noch weiter in Richtung Westen, allerdings nicht direkt zur Absturzstelle, sondern zunächst in Richtung „Rondell“, einem Wanderparkplatz an einer Weggabelung nördlich der Absturzstelle.

Ich sah, dass das Flugzeug erst noch einen großen Bogen gegen den Uhrzeigersinn über den „Schwarzen Bergen“ flog, also ungefähr in Richtung „Platzer Kuppe.“ Von dort kam es dann wieder zurück Richtung Stangenroth. Von unserer Position aus konnten wir es wegen der Geländebeschaffenheit kurz vor dem Absturz und beim Absturz nicht direkt sehen, aber ich bin mir absolut sicher, dass das Flugzeug nicht direkt abstürzte, sondern erst einen großen Bogen über die „Schwarzen Berge“ flog.

Der Absturz erfolgte dann an der bekannten Absturzstelle. Es gab eine ohrenbetäubende Explosion und einen riesigen Feuerball.

Drei junge Männer aus Stangenroth, die dem „Großdeutschland-Heer“ (Division Großdeutschland?) angehörten, gingen direkt zum Absturzort. Ein Mitglied der Besatzung war offenbar zu spät mit dem Fallschirm abgesprungen und hing mit dem Fallschirm tot an einem Baum. Die Leiche eines zweiten Mitglieds wurde in der Nähe des abgestürzten Flugzeugs auf dem Boden liegend vorgefunden.

Zwei andere Mitglieder der Flugzeugbesatzung waren vorher schon mit dem Fallschirm abgesprungen und wurden von den Stangenrothern in Empfang genommen, wobei einer der Dorfbewohner dem Piloten eine Ohrfeige verpasste.

Im Moment des Absturzes waren demzufolge nur noch vier Besatzungsmitglieder in der Maschine; die weiteren Personen mussten also schon vorher mit dem Fallschirm abgesprungen gewesen sein.

Einige Männer aus dem Dorf sorgten dafür, dass die Leichen der beiden Verstorbenen auf dem Friedhof von Stangenroth nicht nur einfach vergraben, sondern in einer Holzkiste beigesetzt wurden. Das Grab wurde dann von den Dorfbewohnern gepflegt, bis die sterblichen Überreste nach dem Krieg (etwa 1947) von einer Kommission der Amerikaner exhumiert und mitgenommen wurden. Wir wollten dabei von der Friedhofsmauer aus zuschauen, aber die Amerikaner jagten uns weg.

Der Aufschlag und die Explosion waren so heftig, dass Teile des Flugzeugs weit verstreut in der Umgebung lagen. Ein Bauer berichtete, dass er ein Rad des Bombers auf seinem Feld zwischen der Absturzstelle und Stangenroth gefunden hatte.

Das Flugzeugwrack blieb dann noch mindestens 20 Jahre an der Absturzstelle im Wald.“ 

(Verfasst von Marc Niedermeier am 11.09.24 nach schriftlichen Aufzeichnungen des Gespräches mit Erich Metz am 10.09.24)

‚Snuffy‘ was damaged by Flak and shot down by night fighter pilot Feldwebel Helmut Nagel of the 10./NJG 101, flying an obsolete Bf 110E from Kitzingen airfield.

Weitere Quellen