Was wurde früher (um 1950 herum) bei uns in der Vorrhön gegessen und getrunken?
Darüber haben sich die Hoaddschnaidersch Rita, die Poust Ilse und noch einige andere Kundige Gedanken gemacht.
Etliche Speisen werden heute nur noch selten oder gar nicht mehr gekocht, andere waren zur damaligen Zeit noch unbekannt. Gewürzt und garniert ist das Ganze mit kursiv geschriebenen typischen Aussprüchen und Erziehungshinweisen bei Tisch.
Da die Aussprache vielen jüngeren Einwohnern nicht mehr geläufig ist, haben wir uns um eine lautgetreue Schreibweise bemüht.
Vor dem Essen | |||
Hände waschen | Wöschd äschd ema äüer dräggedde Floadde! | Wascht zuerst einmal eure schmutzigen Hände! | |
Tischgebet | „Hödder scho gebadd?“ | Habt ihr schon gebetet? | |
„Wer ohne Gebed zu Dische gehd und ohne Gebed vom Disch aufsteht, der ist dem Ochs und Esel glaich und hat kein Dail am Himmelraich.“ | Hinweis auf das vergessene Tischgebet | ||
Suppe | Sobbe | „Bar lang Sobbe eäissd, laad lang.“ | „Wer lang Suppe isst, lebt lang.“ Sprichwort |
Brotsuppe | Broadsobbe | Di audde Broad-ringelich warnn wäächgekochd und durch e Siib ge-dröüggd. | Altbackene Brotreste werden weichgekocht und durch ein Sieb gedrückt. |
„Said e ma nidd sou schnäübbed!“ | Seid nicht so an-spruchsvoll! | ||
Einlaufsuppe | Krümmbelessobbe | Maau, Ai, Wasser muassde vermeng und mid di Goowu nai di kochend Brüü laff geleäss. | Mehl, Ei und Wasser muss man vermengen und durch eine Gabel in die kochende Brühe einlaufen lassen. |
Erbsensuppe | Arwessobbe | Arwessobbe und Schboadze | Erbsensuppe und „Spatzen“= kleine Mehlklößchen |
Bohnensuppe | Foseäuichsobbe | „Benn se nar nidd so löwued weer“- „Boss du blooß hoassd, di is grood sou gaadlich“ | „Wenn sie nur nicht so lauwarm wäre.- Was du nur hast, sie ist gerade richtig:“ |
Fleischbrühe | Flääschbrüü | Flääschbrüü mid Feddaache droff | Fleischbrühe mit Fettaugen darauf |
Grießsuppe | Griäßsobbe | Gerössde Griäßsobbe und Bloodz gaids en Sunnoawed. | Geröstete Grießsuppe und Hefekuchen vom Blech gibt es am Samstag. |
Hirsesuppe | Hiiäschsobbe | Hiiäsch haißd main Vader… | (Redewendung derb) |
Haferflockensuppe | Hoowerschlaim | Ich moi, di Sobbe wär ewing lais! | Ich glaube, die Suppe ist zu wenig gewürzt. |
Di Daauer warnn leer gesse…wer di Gawbe Goddes veruneerd..! | Die Teller werden leer gegessen…wer die Gabe gottes nicht ehrt…! (erziehliche Maßnahme) | ||
Kartoffelsuppe | Aadöbfudssobbe | Aadöbfudssobbe und Hällebeerbloodz | Kartoffelsuppe und Heidelbeerblechkuchen |
Kesselfleischsuppe | Greäilsobbe | Greäilsobbe mid gebladdzde Wüäschd | Kesselbrühe mit aufgeplatzten Würsten |
Leberklößchensuppe | Laawerklösslessobbe | Für di Laawerklöss brauchd mer Laawer, e wing Niännschdoun, Zwübbu, e Aai un en audde Wegg | Für die Leberklößchen braucht man Leber, etwas Nierenfett, Zwiebeln, ein Ei und ein Brötchen vom Vortag. |
Linsensuppe | Linsesobbe | Linsesobbe und Schboadze | Linsensuppe mit kleinen Mehlklößchen |
Milchsuppe | Mellichsobbe | Mellichsobbe mid Hoowerflogge is a öbbedz, bemmersch midn Mooche hoad | Milchsuppe mit Haqferflocken ist auch etwas, wenn man es mit dem Magen hat. |
Nudelsuppe | Nuudelsobbe | E degge Nuudelsobbe schmaggd oarich guad. | Eine Suppe mit vielen Suppennudeln schmeckt sehr gut. |
„Löbber näss!“- „Mai Hannesle löbberd näss!“ | Verschütte nichts, kleckere/sabbere nicht.- (Hinweis auf Tisch-manieren) | ||
Reissuppe | Raissobbe | Raissobbe, mid zwä Aigelb obgezooche is öbbedz Guadds. | Reissuppe, mit zwei Eidottern legiert ist etwas Gutes. |
„Könnd er di Sobbe a laais ge’ess? Mi sänn doch nidd dinnen Säüschdaau!” | Könnt ihr die Suppe auch leise essen? Wir sind doch nicht im Schweinestall! (Hinweis auf Tisch-manieren) | ||
Graupensuppe | Graubbesobbe | Für zwä Lidder Brüü nümmd mer viir Esslöffu Graubbe | Für zwei Liter Brühe nimmt man 4 Esslöffel Graupen |
Einbrennsuppe | Brüünsobbe | „Mi sänn a nidd off di Brüünsobbe dohaar gschwömmd“ | „Wir sind auch nicht auf der Brennsuppe (gilt als Arme-Leute-Essen) daher geschwommen.“ (Sprichwort) |
Wassersuppe | Wassersobbe | „Die Suppe war heiß und wurde von den Soldaten gerne eingenommen“ | Zitat bei geringem Energiewert der Suppe |
Eierspeisen | Aaier | „W(M)ir klibbern und klabbern di Aaier aus…“ | Ruf der Klapperbuben am Karsamstag |
ein Ei | e/ ooi Aai | Ich hänn ooi Aai üü. | Ich habe ein Ei übrig. |
Rühreier | ausgschloochene Aaier | zu grüäner Zelood un Aadöbfu | zu Kopfsalat und Kartoffeln |
Spiegelei | Gloudzaai | zun Schbinaad | zu Spinat |
gekochtes Ei | e Gaggelle | Moggsde vellaichd e Gaggelle? | Magst du vielleicht ein gekochtes Ei? (Besorgte Frage, wenn ein krankes Kind gar nichts essen wollte) |
Ei ungekocht | e roä Aai | E roä Aai konnsde ausgsübber, doa künnsde wiär zu Gräffden. | Ein rohes Ei kann man ausschlürfen, das kräftigt. |
Pfannkuchen | Bfanngele | Bawedd, baggd Bfanngelich! | Babette, backe Pfannkuchen! |